„Wir müssen Dogen wieder mehr in unsere Mitte holen“

Vom 25.04. bis 27.04.2014 war der Zen-Meister Christoph Rei Ho Hatlapa in Bonn zu Gast, um im 3 schätze Laden einen öffentlichen Vortrag zu halten und im Anschluss ein Sesshin im San Bo Dojo zu leiten. Christoph Rei Ho Hatlapa ist Zen-Lehrer in der Rinzai-Tradition und leitet die Zenübung in der Choka Sangha im Lebensgarten Steyerberg. Von Oi Saidan Roshi erhielt er 1993 die Dharma-Übertragung und wurde im Jahr 2000 mit der Repräsentation dieser Traditionslinie in Deutschland beauftragt. Des Weiteren gehört er zu den Pionieren der Mediationsbewegung in Deutschland, ist Gründungsmitglied des heutigen Bundesverbandes Mediation (BM) sowie Mitgründer der Schule für Verständigung und Mediation und des Zentrums für Gewaltfreie Kommunikation in Steyerberg.

So stand auch das Wochenende in Bonn im Zeichen der Rechten Rede und des mitfühlenden Zuhörens. Schon der Vortrag am Freitag Abend, zu dem etwa 30 Personen erschienen waren, lies die entspannte Atmosphäre aus herzlichem Zen-Geist und Humor erahnen, die auch das folgende Sesshin prägen sollte. In den folgenden eineinhalb Tagen praktizierten alle Teilnehmenden wirklich Sesshin und der Herz-Geist wurde berührt. Um sowohl Elemente aus dem Rinzai Zen als auch dem üblicherweise im San Bo Dojo praktizierten Soto Zen aufzugreifen, fand im Vorfeld ein reger Austausch zwischen Schülern aus dem San Bo Dojo und der Choka Sangha statt, in dem die verschiedenen Form-Elemente und Rituale beider Schulen erörtert wurden. Praktiziert wurde eine Form aus Zazen, KinHin, Rezitation, Sarei (Tee trinken) und Dokusan. Da zeitweise zur Wand und zeitweise zur Raummitte gesessen wurde, konnten die Teilnehmenden sehr direkt die unterschiedliche Wirkung des Zazen im Dojo erfahren. Während des Sesshin ging das Interesse der Teilnehmenden immer wieder zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Tradition/Schule. In der späteren Reflexion wurde z.B. von der spürbar zueinander fließenden Herzenergie beim Sitzen zur Raummitte in der Form des Rinzai gesprochen. Ein Sich-Ausliefern, das Sterben des Egos wurde bei der zur Wand gewandten Form des Soto erfahren.

Als Zen-Lehrer, Mediator und Trainer für Gewaltfreie Kommunikation stellte Christoph Rei Ho Hatlapa das Kapitel AIGO aus dem Shobogenzo von Meister Dogen Zenji und die Figur der Kannon (Avalokiteshvara) in den Mittelpunkt seines Teishos. Kannon erfuhr Erleuchtung, indem sie allem lauschte, dem Ozean, dem Regen, den Bäumen. Mit einem offenen Herzen nach innen hörend, so Christoph Rei Ho Hatlapa, üben wir beim Praktizieren von Zazen.

Christoph Rei Ho Hatlapa wies ausdrücklich darauf hin, sich auf die Unterweisung von Dogen, als einen der größten Zen-Meister aller Zeiten zu stützen, der seiner Meinung nach bedauerlicherweise selbst unter seinen Anhängern zu wenig gelesen würde. Die „Freundliche Rede“, wie sie Dogen beschreibt, gilt neben der Großzügigkeit (auch eines der sechs Paramita), den nützlichen Taten und der Zusammenarbeit, zu den vier allumfassenden Methoden des Bodhisattvas. Dogen verweist uns hier auf vier Arten von Weisheit, die wir in unserem täglichen Leben als Möglichkeit praktizieren können, unsere Gelübde als Bodhisattvas zu verwirklichen und beschreibt, das die freundliche Rede die Kraft habe, das Schicksal ganzer Nationen zum Guten zu wenden.

In der anschließenden Fragerunde kam u.a bei den Soto-Schülern, die ja in der Regel nicht mit Koans arbeiten, die Frage auf, ob Hatlapa seine Schüler durch die Koan-Arbeit zur Erleuchtung führe. „Sicherlich pusht die Koan-Arbeit so manchen Schüler, weil er vorankommen will. Dem ganzen Thema Erleuchtung wird aber viel zu viel Bedeutung gegeben, ob Rinzai oder Soto. Sicherlich ist dies eine eindrückliche, tiefe Erfahrung. Aber danach ist ist das Leben nicht einfach und klar und schön. Im Gegenteil, dann geht es erst richtig los. Wir dringen dann eben einfach in weitere Schichten vor“.

Christoph Rei Ho Hatlapa´s Präsenz, die ungewöhnliche Zusammensetzung der Gruppe und nicht zuletzt die Erprobung von der Mischform, die wir spaßeshalber „SoZai“ nennen, verschafften den überwiegend erfahrenen Schülern einen herzerfrischenden Aufguss Anfängergeist.

Christoph Rei Ho Hatlapa´s Appell folgend, Dogen wieder mehr in unsere Mitte zu holen und dessen Unterweisung von AIGO zu beherzigen, werde ich, gemeinsam mit der GFK-Trainerin und Zen-Schülerin Ute Faber, erneut einen Einführungskurs „ZEN & GFK“ in die Gewaltfreie Kommunikation im Bonner San Bo Dojo anzubieten.

Der Termin ist der 29.08. – 30.08.2014.

Vortrag mit Zen-Meister Christoph Hatlapa bei 3 schätze

Meine Aufgabe sehe ich heute vor allem darin, zur Veränderung der Konfliktkultur in unserer Gesellschaft, zu persönlicher Erfüllung und zu innerem Frieden beizutragen.“

Am 25.04.2014 ist der Zen-Meister Christoph Rei Ho Hatlapa Roshi in Bonn zu Gast und wird bei 3 schätze einen öffentlichen Vortrag halten. Am 26.04. und 27.04.2014 leitet er ein Zen-Sesshin im Bonner San Bo Dojo.

 

Christoph-Hatlapa

Christoph Rei Ho Hatlapa Roshi gründete 1985 mit einigen anderen den “Lebensgarten Steyerberg“, eine ökologisch und sozial engagierte Gemeinschaft, in dem niedersächsischen Ort Steyerberg.

Seit 1986 leitet er die Zenübung in der Choka Sangha in Steyerberg, an vielen anderen Orten in Deutschland und seit 1992 auch in Kroatien, wo er mit dem Friedenszentrum in Osijek zusammenarbeitet und das multiethnische Gemeinschaftsprojekt Ekoselo Latinovac förderte.

1987 wurde er im Myoshinji-Kloster in Kyoto/Japan zum Zenpriester und Zenmönch ordiniert. Er studierte Zen während zahlreicher Aufenthalte im Myoshinji-Kloster und im Hokoji-Tempel bei Hamamatsu. 1993 erhielt er von Oi Saidan Roshi die Dharmaübertragung und wurde im Jahr 2000 mit der Repräsentation dieser Traditionslinie in Deutschland beauftragt.

Christoph Rei Ho Hatlapa Roshi führt Sesshins (mehrtägige Meditations-Übungen) in der Rinzai-Zen-Tradition durch. Besonderes Merkmal dieser Praxis ist die Koan-Übung.

Er gehört außerdem zu den Pionieren der Mediationsbewegung in Deutschland, ist Gründungsmitglied des heutigen Bundesverbandes Mediation (BM) sowie Mitgründer der Schule für Verständigung und Mediation und des Zentrums für Gewaltfreie Kommunikation in Steyerberg. Dort lebt und arbeitet er als Jurist, Mediator und Zen-Meister.

In seinen Lehrvorträgen, so genannten Teishōs, befaßt sich Rei Ho Christoph Hatlapa Roshi mit den Inhalten des Zen, dem „Zeigen des Dharma“ – der unverstellten Wirklichkeit, wie sie ist. Das Teishō wird frei und spontan gehalten. Er kann kraftvoll oder lustig, dramatisch oder anfeuernd sein und vertieft auf diese Weise sowohl intellektuell als auch spirituell die Erkenntnis der Übenden. Einige seiner Teishōs kann man als Podcast auf der Webseite der Choka Sangha finden.

Die Choka Sangha verbindet in ihrer Praxis außerdem Zen und Permakultur. Nachdem sie im Jahr 1999 ein 2,7 ha großen Permakulturgelände erworben hatte, um einen Ort zu schaffen, an dem die Integration von Spiritualität, Zen und Ökologie umgesetzt werden kann, wurde das Gelände später zusätzlich um ein 4,9 ha großes Waldstück erweitert. Durch nachhaltigen Umgang (Permakultur) und achtsame Bearbeitung (Zen) entwickelte sich ein degradierter Monokulturacker zu einem Stück Land mit einer außergewöhnlichen Vielfalt von Pflanzen und Tieren.

Im Frühjahr 2014 beginnen dort nun die Bauarbeiten für ein neues Zen-Trainigszentrums, dem TO GEN JI.ToGenJi

TO ist das japanische Wort für Pfirsich,
GEN bedeutet “geheimnisvoll” und
JI steht für Garten, Kloster oder Tempel.

Das Gelände liegt ca. 10 Minuten fußläufig vom “Lebensgarten Steyerberg” entfernt, wo sich auch der Sitz der “Choka Zendo” („Vogelnest-Sitzhalle“) befindet.

Mit dem TO GEN JI entsteht ein Ort für Rückzug und Besinnung, ein Zentrum für Ordinierte, ein Raum für die Vertiefung der Übung und lebendigen Austausch, ein Lehrhof mit Modellcharakter.

Ein rein museales Erhalten von alten Formen um der Form willen brauchen wir nicht“, so Christoph Rei Ho Hatlapa Roshi. “Ein Zentrum wie das To Gen Ji entwickelt eine Ausstrahlung, wenn es die spirituelle Übung mit den Erfordernissen der Zeit in einen konstruktiven Prozess bringt.

 

 

Kurzinterview: Pierre Boisson im Gespräch mit Patrick Damschen

„Wenn wir die Bedürfnisse und Gefühle des anderen hören,
dann erkennen wir die Menschlichkeit, die wir gemeinsam haben.“

(Marshall Rosenberg)

Workshop/Seminar: Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

vom 22.02. bis 23.02.2014 in Bonn

(Programm, Teilnahmebedingungen, siehe unten)

Wenn Menschen mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) in Berührung kommen, entdecken sie diese oft als hilfreiche Ergänzung zu ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrer Religion usw. Ich selbst habe die GFK als wunderbares Werkzeug in Verbindung mit meiner Zen-Praxis gefunden und war erfreut letztes Jahr ein Interview mit Pierre Boisson im Yoga Journal zu finden und zu sehen, dass es eben auch Menschen gibt, die die GFK mit Yoga verbinden.

Pierre Boisson_NeuPierre Boisson ist Mitgründer der Yogaschule Param Yoga in Nürnberg. Er unterrichtet Hatha Yoga mit Einflüssen aus verschiedenen Yoga Traditionen und ist darüber hinaus Trainer im Bereich Kommunikation und Konfliktmanagement sowie ausgebildeter Trainer für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg. In diesem Kontext leitet er Seminare und Workshops in Deutschland und Frankreich.

3 schätze: Hallo Pierre, vom 22.02. – 23.02.2014 wirst Du bei 3 schätze in Bonn einen Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga) Workshop leiten. Zeit um ein bisschen über Dich, Yoga und die GFK zu plaudern.

Pierre: Hallo Patrick! Zunächst einmal Danke für diese Gelegenheit mich mit dir über das, was mir am Herzen liegt unterhalten zu dürfen. Und natürlich finde ich es toll, dass du die GFK nach Bonn zu 3 schätze bringst!

3 schätze: Erzähl doch bitte zunächst kurz etwas zu Deiner Person.

Pierre: Ich bin als Halb-Franzose in München aufgewachsen. Mit 16 Jahren bin ich nach Frankreich (Nizza), habe dort Abitur gemacht und dann in Paris Business studiert. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft (hauptsächlich im Bereich Outdoor Sport), habe ich ein immer tieferes Verlangen nach mehr Sinnhaftigkeit verspürt bis der Entschluss kam ein sabatisches Jahr zu nehmen, in dem ich mich dann in Indien dem Yoga und der Gewaltfreien Kommunikation gewidmet habe. Nach einer Trainer-Ausbildung in GFK, Yogalehrerausbildung und einem Jahresaufenthalt in einem Yoga Ashram habe ich mich selbstständig gemacht und bin nun seit 3 Jahren in diesen Bereichen tätig. Ich lebe zusammen mit meiner Partnerin Catrin in Nürnberg. Wir haben einen Sohn Elijah (2 Jahre).

3 schätze: Wie würdest du die GFK in ein paar kurzen Sätzen beschreiben?

Pierre: Die Gewaltfreie Kommunikation ist vor allem eine innere Einstellung zum Leben und dadurch zu meinen Mitmenschen. Im Vordergrund dieser Haltung steht der Wunsch Verbindung und tiefes Verständnis füreinander aufzubringen. Diese Verbindung entsteht dann, wenn wir uns auf der Ebene unser Bedürfnisse begegnen und wenn wir Wege finden die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen. Das ist nur dann möglich, wenn beide Personen in Ihrem Bedürfniss wirklich gehört, verstanden und ernst genommen werden.

3 schätze: Was hast Du zuerst entdeckt, Yoga oder die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Zuerst habe ich Yoga entdeckt. Yoga lehrt uns Techniken, um mit sich selbst in Einheit zu kommen, d.h. seinen Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Dazu lehrt uns der Yoga eine Vielzahl an Techniken darunter Körperübungen, Atemübungen, Meditationen, Entspannungstechniken sowie eine Anzahl an moralischen Grundvoraussetzungen, die für die Praxis notwendig sind. Das sind die so genannten „Yamas“ (= Moralischer Umgang mit meinen Mitmenschen) und „Niyamas“ (= Umgang mir selbst gegenüber). Zwei dieser Grundvoraussetzungen sind „Ahimsa“, die Gewaltlosigkeit in Wort, Tat und Handeln sowie „Satya“, die Wahrhaftigkeit / Ehrlichkeit meinen Mitmenschen und mir gegenüber. Das Yoga-System bietet zur Umsetzung vor allem die Meditation und Achtsamkeit als Technik. Doch war ich auf der Suche nach noch mehr konkreten Hilfsmitteln, wie ich sprachlich „Ahimsa“ umsetzen könnte. Da kam die Gewaltfreie Kommunikation als eine wunderschöne ergänzende Technik genau richtig.

Pierre Boisson GFK 013 schätze: Auf welche Weise verbindest Du Yoga und die Gewaltfreie Kommunikation? Wo siehst Du die Gemeinsamkeiten?

Pierre: Der Gründer der GFK, Marshall Rosenberg, stammt aus der humanistischen Psychologie, die wie Yoga davon ausgeht, dass der Mensch alle Selbstheilungskräfte in sich trägt. Beide Systeme arbeiten sehr methodisch und sind in mindestens doppeltem Wortsinn Haltungen. Beide bieten konkrete Techniken in der Umsetzung, die sich ergänzen: Die GFK in den vier Schritten Wahrnehmung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese helfen mir, eine wertschätzende Haltung einzunehmen und eine empathische Verbindung zu meinem Gegenüber herzustellen. Yoga bietet den achtgliedrigen Pfad des Ashtanga, der mir hilft, die Verbindung zwischen Körper, Geist, Seele herzustellen. Vereinfacht zusammengefasst kann man sagen: beide Wege dienen dazu eine wertschätzende Verbindung zu mir und meinen Mitmenschen herzustellen.

3 schätze: Wie definierst Du Gewalt in der Kommunikation?

Pierre: Ich werde häufig gefragt, warum die „Gewaltfreie Kommunikation“ eigentlich Gewaltfreie Kommunikation genannt wird. Denn bei dem Wort “Gewalt” denkt man häufig an körperliche Gewalt. Doch bereits unsere Gedanken und Worte können gewaltvoll sein. Unnötig zu erwähnen welche emotionalen Wunden Worte dabei hinterlassen können.

marshall-rosenbergAus Sicht der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg, beginnt Gewalt dann, wenn unsere innere Einstellung auf Bewertungen, Urteile und / oder Kritik ausgerichtet ist. Statt unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, was der andere falsch macht, richten wir in der GFK unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir selbst gerade brauchen. Das ist anfangs gar nicht so einfach, denn wir stecken alle in unseren Sprach- und Denkmustern. Aber mit ein bisschen Übung verwandeln sich dann Aussagen wie: „du fieser Egoist!“ (=mein Urteil über den Anderen) in: „Ich bin echt sauer und brauche deine Unterstützung!“ (=wie geht es mir (Gefühl) und was brauche ich (Bedürfnis).

3 schätze: Welchen Sinn hat die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Das Primärziel ist Menschen zu verbinden. Zu erkennen, dass wir letztendlich alle das Gleiche wollen. Die GFK zeigt uns, dass Konflikte aus der Illusion entstehen zu denken, der andere wolle etwas anderes als ich. Aus dieser Illusion heraus entsteht Trennung und Gewalt. Die GFK bietet ein Modell seine innere Einstellung / Haltung zu verändern, welche es ermöglicht uns empathisch zu verbinden und somit souveräner mit Konflikten umzugehen.

3 schätze: An wen richtet sich die Gewaltfreie Kommunikation?

Pierre: Überall wo Menschen aufeinander treffen gibt es Konflikte, sei es in der Partnerschaft, mit Kindern, in der Familie, dem besten Freund und natürlich auch in der Arbeitswelt, welche immer noch stark autoritär (gewaltvoll) geprägt ist.

Marshall Rosenberg hat die GFK auf der ganzen Welt gelehrt in allen vorstellbaren Situationen: Gefängnissen, Polizei, Gettos in der Bronx, Gewaltopfern, Israel/Palästina Konflikt und eben auch in unseren alltäglichen Problemen.

Pierre Boisson GFK 023 schätze: Kannst Du das 4-Schritte-Modell der Gewaltfreien Kommunikation kurz an einem Beispiel erklären?

Pierre: Die GFK nutzt ein einfaches vier Schritte-Modell bestehend aus folgenden Komponenten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese vier Schritte können unabhängig, ob ich von mir rede (Aufrichtigkeit) oder ob ich mich mit dem anderen verbinden möchte (Empathie), eingesetzt werden. Hier eine Kurzversion der Aufrichtigkeit, die darauf zielt mein Anliegen so anzusprechen, ohne dass das gesagte Wort Kritik, Bewertung oder Urteil enthält, dennoch ehrlich und aufrichtig ist.

Ein Beispiel wäre statt zu sagen: “Du räumst wirklich nie die Küche auf! Hier ist immer so ein Saustall!” könnte man aus Sicht der GFK folgendes sagen:

“Wenn ich sehe, dass das ungewaschene Geschirr in der Spüle liegt und der Müllbeutel bis oben gefüllt ist (Wahrnehmung), dann bin ich wirklich sauer (Gefühl), weil mir Ordnung (Bedürfnis) wichtig ist. Könntest du jetzt bitte die Küche aufräumen (Bitte)?

Im besten Fall reicht so ein Satz aus, in den meisten Fällen jedoch nicht. Hier kommt die Empathie ins Spiel. In einem Konflikt ist bei beiden der Wunsch gleich groß gehört, verstanden und ernst genommen zu werden. Wir haben also sehr viel daran unserem gegenüber zu signalisieren, dass wir auch sein Anliegen ernst nehmen. Nehmen wir an unser Gegenüber antwortet mit:

„Räum doch selber deine Küche auf, wenn dir Ordnung soooo wichtig ist!“

Was braucht mein Gegenüber, wenn er das sagt? Worum könnte es sich hier handeln? Den hinter dieser Aussagen, steckt auch ein Bedürfnis, dass erfüllt werden möchte. So könnte ich z.B. Fragen:

„…und da bist du jetzt echt sauer, weil es dir wichtig ist, dass jeder für sich selbst Verantwortung übernimmt?“

Sollte ich mit meiner Vermutung richtig liegen würde er darauf sagen: „Ja! Genau!“. Damit hätte ich einen ersten Schritte in die Richtung „Ich will dich hören, verstehen und ernst nehmen“ getan. Das Gespräch wäre damit natürlich noch nicht beendet. Kommunikation ist zu komplex, um zu erhoffen, dass sich mit zwei Sätzen gleich alle Probleme lösen. Fakt ist aber, dass Konflikte durch GFK, wenn nicht immer ganz verhindert, dann zumindest schneller und vor allem nachhaltiger gelöst werden. Der Grund dafür liegt darin, dass wir relativ schnell an den Kern des Problems kommen, statt an der Oberfläche zu kratzen („Du bist blöd, weil du die Küche nicht aufräumst! Und du bist blöd, weil du überhaupt keinen Wert auf Sauberkeit legst!“).

Liebe3 schätze: Kann die GFK eine Partnerschaft retten? Müssen beide Partner die GFK dafür kennen?

Pierre: Die GFK kann ein sehr wertvolles Werkzeug sein, um die Verbindung zu seinem Partner zu verstärken (oder sogar ganz wiederherzustellen). Ich kenne mindestens eine Partnerschaft, welche Ihre Ehe mit Hilfe eines Einführungsseminars retten konnte. Und ich kenne auch ein Paar, welches sich nach so einem Seminar getrennt hat. Die GFK schenkt uns viel Klarheit über unsere eigenen Bedürfnisse und hilft in Entscheidungsprozessen. In welche Richtung diese Entscheidung geht hängt ganz von den Protagonisten ab.

Ich denke die entscheidende Frage, die man sich stellen darf ist, ob man diese Partnerschaft wirklich noch möchte und bereit ist etwas an sich und seiner Partnerschaft zu ändern. Wenn beide Partner an einem Punkt angekommen sind, an der sie noch an die Beziehung glauben und bereit sind an sich zu arbeiten, dann bietet die GFK ein sehr hilfreiches und tiefgründiges Werkzeug.

Erfahrungsgemäß kann die GFK gerade dann in Partnerschaften helfen, wenn beide Partner diesen Weg gemeinsam beschreiten. Denn Partnerschaft heißt auch gleichzeitig Teamwork, wo beide am gleichen Strang ziehen.

3 schätze: Was passiert, wenn sich jemand nicht auf diese Art und Weise zu kommunizieren einlassen möchte?

Pierre: Man muss dabei einen Unterschied zwischen GFK als Technik und GFK als wertschätzende Haltung zum Leben machen. In meiner Erfahrung reagiert mein Gegenüber nur dann misstrauisch, wenn ich die GFK (noch) als Technik anwende, d.h. noch nicht ganz in dieser wertschätzenden Haltung bin. Ich glaube kaum, dass mein Gegenüber sauer, genervt oder misstrauisch reagiert, wenn ich ihn wirklich höre, verstehe und nach eine Lösung suche, die ihn in seinem tiefsten Anliegen wirklich ernst nimmt. Oder?

3 schätze: Wie laufen Deine Workshops ab? Was nimmt man nach so einem Workshop mit nach Hause?

Pierre: Die 2 Tage sind praxisorientiert. Die TN werden daher selber viel üben und erfahren können. Im ersten Tag widmen wir uns dabei vom Schwerpunkt her der Aufrichtigkeit und am zweiten Tag der Empathie. Abgerundet werden die Seminare mit den Yogastunden.

Überrascht sind die TN dabei immer wieder, wie „gewaltvoll“ sie doch in Ihrem Alltag sind, obwohl Sie sich eigentlich nach einem liebevollen Miteinander sehnen. Diese Erkenntnis löst dann schon mal etwas Trauer oder Frust aus. Gleichzeitig öffnet das Seminar eine neue Türe zu einem anderen Umgang miteinander. Da erlebe ich Erleichterung und Enthusiasmus bei der Erkenntnis, dass es eben auch andere Wege gibt und die TN jetzt die Werkzeuge dafür haben.

3 schätze: Gibt es bestimmte Asanas, Yogahaltungen, auf die Du besonderen Wert legst?

Pierre: In den Seminaren lege ich Wert auf sanfte Yogastunden mit Schwerpunkt auf das Wahrnehmen, Fühlen, Herz (Empathie) und Kommunikation (Kehl Chakra). Erfahrungsgemäß schätzen die Teilnehmer diesen aktiven Teil des Seminars auch deshalb, da er eine angenehme Ergänzung zum theoretischen Teil ist.

Wir üben auch in einer Meditation das Gefühl hinter unserem Anliegen wahrzunehmen und in Verbindung mit den dahinter stehenden Bedürfnissen zu bringen.

3 schätze: Muss man Vorkenntnisse mitbringen?

Pierre: Nein, weder in GFK noch Yoga. Wir werden sanft üben.

3 schätze: Bietest Du neben Deinen Yoga & GFK Workshops auch weitere Workshops zur Vertiefung an?

Pierre: Die GFK, genauso wie Yoga oder Zen, ist ein Weg. Daher lohnt es sich regelmäßiges in diese Welt „einzutauchen“, sei es im Rahmen von Retreats, Satsangs, Seminaren oder Weiterbildungen.

Wer daher schon Erfahrung mit der GFK hat oder nach dem Seminar weiter am Ball bleiben möchte hat bei mir folgende Möglichkeiten: Vertiefungstag GFK in Nürnberg, 5 Tage Intensiv mit Yoga und GFK, 7-tägige Yogalehrer Weiterbildung „Achtsame Kommunikation“ oder 3 x 2 Tages Modul Achtsame Kommunikation – Praxisorientiertes GFK und Spiritualität Seminar.

Nähere Infos über mich und meine Arbeit sowie Nützliches rund um die GFK kannst Du unter folgenden Links erfahren.

www.pierre-boisson.de
www.param-yoga.de
www.gewaltfrei.de

Darüber hinaus gibt es sicher auch in Bonn einige Adressen von GFK-Trainern und GFK-Übungsgruppen.

3 schätze: Ja, da gibt es natürlich auch etliche Angebote. Wenn jemand außerdem Interesse an vertiefender Literatur zur GFK hat, wird er oder sie auch bei 3 schätze  fündig.

Danke für das Gespräch!

 GFK-Kreis-02

Workshop Gewaltfreie Kommunikation (mit Yoga)

22.02. – 23.02.2014

Trainer: Pierre Boisson

Programm:

Samstag:
09.00h – 12.00h:Theorie & Praxis GFK
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK
16.30h – 18.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation

Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen im tibetischen Restaurant „Himalayak“ gegenüber. (Bitte bei der Anmeldung zwecks Reservierung angeben).

Sonntag:
09.00h – 10.30h: Theorie & Praxis GFK
10.30h – 12.00h: Yogastunden zum Thema Wertschätzende Kommunikation
12.00h – 13.30h: Mittagspause (Selbstverpflegung)
13.30h – 16.30h: Theorie & Praxis GFK

Normalpreis: 195,00 €
Frühbucherrabatt bis 31.01.2014: 155,00 €
Geringverdiener auf Vertrauensbasis: zwischen 130,00 € und 190,00 €

Mit der Anmeldebestätigung senden wir eine Bankverbindung zu, an die Du den Teilnahmebeitrag überweisen kannst. Nach dem Zahlungseingang wird die Anmeldung verbindlich.

Rücktritt:

Bei einem Rücktritt bis zu 3 Wochen vor Seminarbeginn erhältst Du die Zahlung zurück abzüglich einer Bearbeitungsgebühr von 25,00 €.

Bei einem Rücktritt weniger als 1 Woche vor Seminarbeginn wird die Zahlung (abzüglich 25,00 €) nur zurückerstattet, wenn ein Ersatzteilnehmer benannt wird oder jemand von der Warteliste nachrückt.

 

Gewalt besteht nicht nur darin, andere zu töten. Wir sind gewalttätig, wenn wir ein hartes Wort gebrauchen, wenn wir eine Geste machen, mit der wir einen Menschen abtun, wenn wir gehorchen, weil wir Angst haben. Gewalt liegt also nicht nur in organisierter Metzelei im Namen Gottes, im Namen der Gesellschaft oder eines Landes. Gewaltsamkeit ist viel subtiler und geht viel tiefer, und wir wollen ihre letzte Tiefe erforschen.” (Krishnamurti)